Trotzphase: Gelassen bleiben, wenn Kinder laut werden

Wenn Kinder ihren Willen durchsetzen wollen, kann das zu ordentlichen Reibereien führen. Was tun?

Die Pubertät gilt im Allgemeinen als die schwierigste Phase zwischen Eltern und Kindern, in der von den langsam erwachsen werdenden Kindern praktisch nur noch Widerspruch erwartet werden kann. Einen kleinen Vorgeschmack darauf gibt es allerdings schon viel früher: nämlich dann, wenn die lieben Kleinen die Trotzphase erreichen, also mit etwa zwei Jahren. Ab dann beginnt das Kind, sich als eigenständige Person mit Wünschen und Zielen wahrzunehmen, und entwickelt gleichzeitig die Fähigkeit, wütend zu werden – und zwar richtig.

Glücklicherweise ist das Schlimmste innerhalb von etwa einem Jahr überstanden. Dann steigt nämlich die Frustrationstoleranz der Kleinen merklich – sie begreifen, dass nicht alle Wünsche auf der Stelle befriedigt werden können. Ein Ende der mühsamen Streitereien geht damit allerdings nicht zwingend einher.

Mit kleinen Kindern zu diskutieren bringt nichts, und das ist auch den Kids bewusst. Sie können sich noch nicht so ausdrücken wie sie gerne wollen und verstehen viele Dinge einfach noch nicht. Das führt zu Zorn, der oft mit dem ganzen Körper zum Ausdruck gebracht wird.

Ehe man es sich versieht, wälzt sich das Kind wild um sich schlagend am Boden und brüllt aus Leibeskräften. Gerade in der Öffentlichkeit geraten Eltern dann rasch in Panik und werden selbst laut. Doch das ist genau die falsche Reaktion: Denn je gelassener man reagiert, umso schneller kühlen die kleinen Schreihälse wieder ab.

Auch Ablenkung kann Wunder wirken, da der Zorn nie tief sitzt und die Aufmerksamkeit kleiner Kinder sehr schnell umgelenkt werden kann. Konflikte völlig zu vermeiden ist praktisch unmöglich, weil es einfach viel zu viele potentielle Auslöser für Wutausbrüche gibt. Und darüber hinaus ist es auch sinnlos: denn ohne Konflikte kein Lernprozess.

Häufiger Dorn im Auge sind den Kleinen die vielen Verbote, mit denen sie sich zu ihrer Sicherheit zwangsläufig konfrontiert sehen. Hier kann es helfen, die jeweiligen Gründe zu besprechen oder sie einfach in Gebote umzuformulieren und etwas mehr Freiraum zu gestatten. Kinder wollen ernst genommen werden, daher sollte man sich die Gründe für ihre Trotzreaktionen stets anhören.

Und das auch dann, wenn sie manchmal wenig Sinn ergeben mögen. Auf die kindliche Argumentation einzugehen ist die Basis vertrauensvoller Kooperation. Wer hingegen einfach bedingungslosen Gehorsam verlangt, schafft ein Klima des Zwanges. Bestrafungen sind ein denkbar schlechtes Mittel, um das kindliche Verhalten zu beeinflussen. Sie führen zu Misstrauen und der Tendenz, verbotene Handlungen einfach im Geheimen auszuführen.

Dem Widerspruch auf den Grund gehen

Nicht jede Weigerung ist ein Zeichen von schlichtem Trotz. Insbesondere ab dem Alter von drei bis vier Jahren, in dem sich die Trotzphase dem Ende zuneigt und der Nachwuchs langsam fähig wird, Kompromisse zu schließen. Eine Weigerung, den Kindergarten zu besuchen, ist beispielsweise selten eine Frage des Prinzips, sondern deutet auf tieferliegende Probleme hin, zum Beispiel auf Ausgrenzung durch andere Kinder.

Fürchten Kinder Strafen bei einem offenen Gespräch mit ihren Eltern bzw. haben sie nicht gelernt, mit ihren Eltern in schwierigen Situationen reden zu können, können solche Probleme unbemerkt bleiben und negative Auswirkungen auf die Psyche nach sich ziehen.

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