Rheuma im Kindesalter: Früherkennung ist entscheidend

Immer mehr Kinder sind von rheumatischen Erkrankungen betroffen, die oft schwer zu erkennen sind und häufig zu spät diagnostiziert werden.

Viele Menschen halten Rheuma für eine gutartige Alterserscheinung – eine völlig falsche Auffassung. Vielmehr sind rheumatische Erkrankungen eine ernste Sache, die auch bei Kindern auftreten kann. Österreichweit sind etwa 1500 Unter-16-Jährige betrof- fen, pro Jahr kommen etwa 150 bis 200 Neuerkrankungen hinzu.

Nur ein Kratzer!

Während bei „Erwachsenenrheu- ma“ auch Abnützungserscheinungen der Gelenke ursächlich sein können, sind bei Kindern stets Entzündungen das Problem. Neben den typischen Gelenkserkrankungen können aber auch die Muskeln, innere Organe oder die Haut betroffen sein. Auch die durch Aufklärungskampagnen bekannter gewordene „Schmetter- lingskrankheit“ steht oft im Zusam- menhang mit juvenilen rheumati- schen Erkrankungen.

Über 90% aller Fälle sind aber Ge- lenksentzündungen – die sogenann- te „systematische juvenile idiopa- thische Arthritis“, auch bekannt als „Still-Syndrom“. Wie bei Erwachsenen gilt, dass eine rasche Erkennung der Erkran- kung von wesentlicher Bedeutung ist, da die Behandlungsmöglichkeiten eingeschränkt sind und sich im Wesentlichen auf ein Fortschreiten der Krankheit beschränken müs- sen. Problem dabei: Schon bei äl- teren Patienten wird Rheuma oft erst sehr spät erkannt. Bei Kindern kommt erschwerend hinzu, dass Gelenksschmerzen oft als harmlo- se Überlastungserscheinungen nach dem Spielen missinterpretiert wer- den, und die jungen Betroffenen oft Schwierigkeiten damit haben, die Art der Schmerzen zu beschreiben. So wird dann aus einer Gelenksent- zündung auch schnell ein Muskelka- ter – denn wer erwartet schon eine Erkrankung die mit älteren Men- schen in Verbindung gebracht wird, bei einem Kind bzw. Teenager?

Ein Indianer kennt keinen Schmerz?

Im Schnitt vergehen vier Monate, bis Kinder mit Gelenksschmerzen bei einem Allgemeinmediziner oder Kinderarzt landen. Bis zur endgültigen Diagnosestellung dauert es aber häufig noch länger, da den Ärz- ten wichtige Informationen fehlen. Denn Kinder klagen nicht nur selten über Schmerzen, sie sind auch gute Schauspieler, wenn es darum geht, dem Onkel Doktor etwas vorzuma- chen. Ohnehin ist Rheuma „von au- ßen“ nur sehr schwer zu erkennen – umso mehr ist die Beobachtungs- gabe der Eltern gefragt. Oft verfallen betroffene Kinder in Schonhaltungen, um die entzün- deten Gelenke nicht zu belasten. Das führt zu ungewöhnlicher Hal- tung z.B. beim Gehen, Schreiben oder Anziehen. Kinder mit juve- nilen rheumatischen Erkrankun- gen wirken mitunter ungeschickt oder unruhig, wollen wenig laufen oder häufig getragen werden. Auch Schlafstörungen können ein Symp- tom sein. Zur Überprüfung können „verdäch- tige“ Gelenke vorsichtig durchbe- wegt und die Reaktionen des Kindes genau überwacht werden: Abwehr- oder Schmerzreaktionen sind ein Zeichen für das mögliche Vorliegen von Rheuma. Häufiger als chronische rheuma- tische Erkrankungen sind akute Gelenkentzündungen. Sie entstehen meist als Reaktion auf Infektionen z.B. der Luftwege oder des Magen- Darm-Kanals. Mögliche Krankheits- erreger sind Viren oder Bakterien. Meist klingt eine solche Entzündung nach einigen Tagen, selten auch Mo- naten ab; im Gegensatz zu chroni- schen Entzündungen drohen hierbei aber meist keine Dauerschäden.

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