Chaos im Kinderzimmer
Genies lieben das Chaos, besagt ein Spruch. Trifft er zu, dann müssen in den meisten Kindern wohl ungeahnte Talente schlummern.
Der Besuch im Kinderzimmer gleicht in vielen Familien einer Expedition durch einen undurchdringlichen Dschungel. Kuscheltiere lauern in jeder Ecke und unter Wäschehaufen, Brösel von verspeisten Keksen knirschen unter den Füßen der Eltern, während Legosteine, Bauklötze und allerlei Krimskrams den Boden bedecken und das Vorankommen erschweren. Die Kids fühlen sich in ihrem kleinen Chaos meist sehr wohl. Die Eltern wollen, dass endlich aufgeräumt wird.
Mein Heim, meine Burg
Bevor Eltern verzweifelt oder wütend reagieren, sollten sie sich erst einmal einer Tatsache bewusst werden: Sie sind nicht alleine. In den meisten Kinderzimmern herrscht eine gepflegte Unordnung. Das hat eine Reihe von Gründen.
Zuerst einmal hat der Nachwuchs ein völlig anderes Freizeitverhalten. Kinder haben weitaus mehr Freizeit als die Erwachsenen. Für sie besteht schlicht weniger Notwendigkeit für Ordnung, da sie in ihrer Freizeitgestaltung weit weniger selektiv und dafür weitaus impulsiver agieren. Soll heißen: Abgesehen vom Lieblingsspielzeug ist interessant, was gerade da ist. Der Hauptzweck von Ordnung ist, Dinge schnell auffindbar zu machen – eine Qualität, die von den meisten jungen Menschen als eher unnötig empfunden wird.
Ein anderer Aspekt ist, dass Ordnung Arbeit macht. Kinder schämen sich vor ihren FreundInnen nicht für das Chaos in ihrem Zimmer, und der Aufwand, Gegenstände wegzuräumen, nur um sie vielleicht schon am nächsten Tag wieder zu benützen, wird als unnötig empfunden. Darüber hinaus betrachten sie ihr Zimmer auch als ihr ureigenes Hoheitsgebiet, weshalb die Autorität der Eltern, denen der Rest des Hauses oder der Wohnung „gehört“, abgelehnt wird – insbesondere, wenn sich der Nachwuchs gerade in einer Trotzphase befindet.
Weniger ist mehr
Das beste Mittel, um das Chaos einzudämmen, ist Prävention. Viele Kinder besitzen riesige Mengen an Spielzeug, und oft wird zum Spielen der gesamte Bestand hervorgeholt, um als „Futter“ für die neuesten fantastischen Abenteuer des aktuellen Lieblingsspielzeugs bereitzustehen.Tatsächlich braucht Barbie aber kein Plastikmonster von einem Geschäft, um einkaufen zu können. Es ist sogar gut, wenn Kinder ihre Fantasie benutzen müssen, um ihre Geschichten mit Leben zu füllen – ein paar wenige Spielzeuggefährten sind eigentlich völlig ausreichend. Anstatt das Kind also mit Spielsachen zu überhäufen, von denen ohnehin nur ein kleiner Teil in Verwendung ist, sollte man sich stattdessen lieber Zeit nehmen und mit dem Nachwuchs spielen. Das liefert neue Impulse und macht auch altes Spielzeug wieder aufregend. Das gesparte Geld kann z.B. wiederum in Unternehmungen investiert werden. Auch wenn man das Kind bereits mit einem Hofstaat an Spielzeug versorgt hat, ist es noch nicht zu spät. Gemeinsam kann ein Teil des Spielzeugs ausgesucht werden, der weniger interessant ist. Dieser wird dann in einer Kiste abgepackt und im Keller verstaut. Nach einigen Wochen oder Monaten kann die Kiste wieder hinaufgeholt werden, und nun tauschen die Sachen mit anderen den Platz. So wird die Unordnung eingedämmt, und gleichzeitig werden die für einige Zeit „verschollenen“ Spielzeuge wieder spannender.
Regeln schaffen
Ist die Auslese erst einmal erfolgt, kann von den Kids auch verlangt werden, dass sie selbstständig Ordnung halten. Damit das funktioniert, ist eine Strukturierung notwendig: ausreichend Stauraum, egal ob in Form von Kisten oder Regalen, Kästen oder Laden, muss vorhanden sein. Solange das gröbste Chaos ausbleibt, muss man hier auch zu Kompromissen bereit sein. Eine Ordnung der Plüschtiere im Regal nach Größe und Farbe wird beim Nachwuchs garantiert auf Widerstand stoßen. Manche Dinge können auch etwas länger liegenbleiben – dafür müssen Essensreste und bestimmte Gegenstände wie Scheren sofort weggeräumt werden.
Wer Ansprüche stellt, muss auch ein Vorbild sein. Von Sohn oder Tochter Ordnung zu verlangen, sie aber selbst nicht zu halten, macht unglaubwürdig. Auch für die Kinder zusammenzuräumen oder Sachen für sie zu suchen wird kaum dazu beitragen, dem Chaos aktiv entgegenzuwirken. Die „Zwangsaufräumung“ durch die Eltern kann höchstens als Strafe Wirkung zeigen, insbesondere bei Älteren: Ist das Kind genervt davon, dass es nach dem elterlichen Aufräumen nichts mehr findet, wird es in Zukunft vielleicht lieber selbst Hand anlegen.
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