Wie viel Freizeit tut Kindern gut?

Wieder so viel Freizeit haben wie ein Kind – wäre das nicht toll? Doch der Terminplan mancher Kids ist voller, als man vermuten mag.

Hätte ich doch als Kind schon Fußball gespielt! Wäre ich doch zweisprachig erzogen worden! Wenn ich doch früher mit dem Klavierspielen begonnen hätte!

Solche Gedanken kennen die meisten Erwachsenen. Man wünscht sich, bestimmte Fähigkeiten mit kindlicher Leichtigkeit erworben zu haben, anstatt sich nun, viele Jahre später, damit abzumühen. Schließlich hat man als Kind ja ohnehin nichts mit seiner Zeit angefangen.

Zweifellos könnte man sich heute viel besser selbst verwirklichen, wenn das anders gewesen wäre, aber dafür ist es nun zu spät. Doch die eigenen Kinder sollen dieses Schicksal nicht teilen müssen! So füllt sich der Terminkalender vom Nachwuchs dank wohlmeinender Eltern rasch. Die Grenze zwischen Förderung und Überforderung kann dabei allerdings schneller überschritten werden, als man denkt.

Wie viel ist zu viel?

Das Gehirn eines Kindes ist wie ein Schwamm, der Wissen und Erfahrungen aufsaugt. Allerdings müssen die Jüngsten noch die ganze Welt begreifen und sind daher gewissermaßen ohnehin andauernd mit dem Wissenserwerb beschäftigt; zudem hapert es noch mit der Aufmerksamkeitsspanne, und Stillsitzen ist sowieso langweilig – zumindest für manche Kids. Andere wiederum könnten stundenlang im Gras sitzen und lesen.

Wie viel ist zu viel – eine unbeantwortbare Frage? In gewisser Weise ja – aber anhand des Alters lassen sich zumindest grobe Richtwerte definieren.

  • Kleinkinder: Etwa bis zum vierten Lebensjahr sollten Kinder noch keine regelmäßigen Fixtermine haben – außer vielleicht Babyschwimmen oder Spielgruppen.
  • Kindergartenkinder: 3- bis 6-Jährige kommen in der Regel mit einem Kurs pro Woche zurecht. Dabei sollte es sich optimalerweise um Inhalte handeln, die die Eltern in dieser Form nicht vermitteln können.
  • VolksschülerInnen: Im Alter von 6 bis 10 Jahren lernen Kinder langsam Verantwortung übernehmen und können nach und nach auch zwei Fixtermine pro Woche bewältigen.

Achtung allerdings: Bei Kindern, die Ganztagsschulen besuchen oder Schwierigkeiten mit Hausübungen haben, sollte man es lieber bei maximal einem zusätzlichen Termin belassen.

Nichts erzwingen!

Unabhängig von den zuvor genannten Richtwerten sind manche Kinder ganz hungrig auf Aktivitäten, während andere damit überhaupt nichts anfangen können. Eltern müssen daher sensibel gegenüber Problemen sein: So können Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen auf Überlastung hindeuten. Diese kann auch auftreten, wenn das Kind Freude an seinen Aktivitäten hat, aber schlichtweg überfordert ist. Entscheidet man sich in einem solchen Fall über das Streichen der Aktivität, sollte man unbedingt vermitteln, dass das keine Strafe ist!

Anders sieht es aus, wenn Kurse nicht bzw. nicht mehr freiwillig gemacht werden, sondern z.B. aus schlechtem Gewissen, weil die Eltern viel Geld in ein Musikinstrument investiert haben, wegen überzogenen Leistungsansprüchen der Kinder und so weiter. Zwang ist stets fehl am Platz – denn dadurch verliert das Kind die Freude an der Neugier und am Lernen.

Auch hier gilt es, die richtige Balance zu finden. Denn Zwang darf nicht mit erwünschter Hilfestellung verwechselt werden. Zu warten, bis ein Kind von sich aus sagt, es möchte ein Instrument erlernen, ist der falsche Weg. Denn Kinder wissen noch nichts über die ihnen offen stehenden Möglichkeiten zur Selbstentfaltung. Eine gute Idee sind hier Schnupperkurse. Denn erst wenn man etwas probiert hat, weiß man wirklich, ob es Spaß macht – und wenn nicht, findet sich garantiert etwas anderes!

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