Hörst du mich?
Hörschwächen bei Kleinkindern bleiben oft unerkannt – ein großes Problem für die Betroffenen.
Wenn Opa nicht mehr reagiert, wenn er gerufen wird, dann ist das nicht verwunderlich – denn unsere Hörfähigkeit nimmt im Alter immer mehr ab. Bei einem kleinen Kind sollte so eine Situation aber normalerweise nicht vorkommen.
Woher die Monster kommen
Schätzungen zufolge sind etwa zwei von tausend Kindern von einem Hörverlust betroffen. Bei Säuglingen und Kleinkindern kann das dramatische Auswirkungen haben, da die Fähigkeit zuhören in den ersten Lebensjahren essentiell zur sozialen und geistigen Entwicklung beiträgt. Wird eine Schwerhörigkeit erst danach erkannt, ist die Entwicklung des Gehirns bereits größtenteils abgeschlossen, eine Kompensation der Schäden ist schwierig. Daher ist es wichtig, sich der Gehörfähigkeit des Kindes von Geburt an regelmäßig zu versichern – aber Vorsicht: Kinder entwickeln oft erstaunliche Fähigkeiten, Gehörschwächen mit anderen Sinnen zu kompensieren.
Tests für Eltern
Bei ärztlichen Untersuchungen wird das Gehör von Kleinkindern und Säuglingen zwar routinemäßig überprüft – Eltern sollten aber auf Nummer sicher gehen und ihre Sprösslinge im Alltag kleinen Tests unterziehen:
- Babys unter drei Monaten sollten auf laute Geräusche wie Klatschen oder das Zuschlagen einer Tür reagieren (z.B. durch Zusammenzucken oder das Aufwachen aus dem Schlaf) und sich von der Stimme einer Bezugsperson beruhigen lassen.
- Kinder zwischen drei und sechs Monaten sollten aktiv (mit den Augen, gegebenenfalls auch durch Drehen des Kopfes) nach Schallquellen außerhalb ihres Gesichtsfelds suchen. Sie freuen sich üblicherweise über Spielsachen, die Geräusche verursachen, wie z.B. Rasseln.
- Kinder zwischen sechs und zehn Monaten sollten beginnen, mit der eigenen Stimme zu experimentieren, auf den eigenen Namen reagieren und einfache Wörter wie „Nein“ verstehen. Musik und Gesang sollten Reaktionen auslösen.
- Kinder zwischen zehn und fünfzehn Monaten sollten auf deutlich entfernte Geräusche reagieren. Ihr Sprachverständnis beginnt sich zu entwickeln: sie sagen oder lallen ihre ersten Worte, und benennt man einen Gegenstand, so versucht das Kind, ihn zu finden und deutet darauf.
- Kinder ab fünfzehn Monaten sollten auf Rufe aus anderen Räumen reagieren und zunehmend einfache Wörter (nach-) sprechen können. Ihre Stimme sollte normal klingen, und Musik sollte sie zum Tanzen oder Wippen animieren.
Besondere Warnsignale sind, wenn Kinder keine Reaktion auf Lärm oder direkte Ansprache zeigen, sich bei unerwarteten Geräuschen wie dem Zuschlagen einer Tür nicht erschrecken, gar nicht oder sehr viel schreien und dabei kaum brabbeln (ab einem Alter von etwa sechs Monaten).
Ursachen
Die häufigste Form der Schwerhörigkeit bei Kindern ist die sogenannte Schallleitungsschwerhörigkeit: das Mittelohr kann Schallwellen nur unvollständig an das Innenohr weitergeben. Das führt zu einem leichten bis mittelschweren Hörverlust, dessen Erkennen von Eltern besondere Aufmerksamkeit erfordert. Ähnlich verhält es sich bei einer auditiven Wahrnehmungsstörung, bei der das Gehirn bestimmte (aber meist nicht alle) auditiven Reize schlecht verarbeiten kann.
Im Gegensatz dazu ist bei einem neuronalen Hörverlust der Hörnerv entweder beschädigt oder fehlt vollständig, weshalb das Gehörvermögen des Kindes meist stark eingeschränkt ist. Diese Form der Hörschwäche lässt sich nur schwer ausgleichen, ist aber sehr selten.
Therapiemöglichkeiten
Eine Schallleitungsschwerhörigkeit wird üblicherweise mittels eines operativen Eingriffs behandelt, der die Schallübertragung im Ohr verbessern soll. Dabei wird z.B. ein nicht funktionsfähiger Teil der Gehörknöchelchen durch ein winziges Implantat ersetzt, oder Risse im Trommelfell werden mit körpereigenem Gewebe abgedeckt. Sehr häufig entsteht eine Schallleitungsschwerhörigkeit aber schlicht durch einen Paukenerguss,alsodurchSchleimim Mittelohr (meist bedingt durch Infekte, Allergien oder große Polypen). In so einem Fall wird chirurgisch ein Trommelfellschnitt durchgeführt, um die Flüssigkeit abzusaugen.
Im Allgemeinen lassen sich Hörschwächen bei Kindern recht gut therapieren, sodass in einem Großteil der Fälle langfristig keine bzw. kaum Einschränkungen in Kauf genommen werden müssen. Je früher die Hörschwäche erkannt wird und die Behandlung einsetzt, umso geringer die Einbußen.
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