Legasthenie bei Kindern: Erkennen und fördern

Wenn die kleinen ABC-Schützen in die Schule eintreten, haben sie manchmal Schwierigkeiten, lesen und schreiben zu lernen. Das ist nicht außergewöhnlich und gibt sich meist sehr rasch. Tritt jedoch über einen längeren Zeitraum keine Besserung ein, sollten Sie Ihr Kind auf Legasthenie testen lassen.

Es handelt sich dabei um eine Störung beim Erlernen des Lesens bzw. Schreibens. Die Lernleistung bleibt dabei hinter jener zurück, die aufgrund des Alters und der Begabung des Kindes zu erwarten wäre. Von Legasthenie sind im Schnitt drei bis fünf Prozent aller Kinder betroffen, unabhängig von der intellektuellen Begabung.

Die Ausprägung ist je nach Alter unterschiedlich. Vor allem am Beginn der Schule sollten Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben noch nicht allzu große Besorgnis auslösen. Erst wenn Ihr Kind am Ende der zweiten Klasse immer noch langsam und stotternd liest, sich kaum Buchstaben merken kann, diese auslässt oder verwechselt und sich trotz intensiver Übung keine Besserung einstellt, sollten Sie das Gespräch mit der Klassenlehrerin/dem Klassenlehrer suchen und Ihr Kind gegebenenfalls auf Legasthenie testen lassen.

Was tun gegen Legasthenie?

Eines vorweg: Es geht nicht gleich die Welt unter, wenn Ihr Kind legasthenisch ist. Am besten lässt sich Legasthenie jedoch bei entsprechend qualifizierten ÄrztInnen und Institutionen abklären, die auf Legasthenie-Diagnostik spezialisiert sind. Dabei finden Gespräche mit den Eltern und dem Kind statt, es wird eine psychologische Abklärung in Form eines IQ-Tests sowie ein Lese- und Rechtschreibtest durchgeführt, um den Stand des Kindes im Vergleich zu seinen Altersgenossen auszuloten.

Abschließend wird ein Beratungsgespräch geführt, in dem die Diagnose besprochen und etwaige Therapiemöglichkeiten behandelt werden.

Legasthenie ist grundsätzlich nicht heilbar, lässt sich aber sehr gut bewältigen, je früher gezielt gegengesteuert wird. Wird am Ende des zweiten Schuljahres Legasthenie diagnostiziert und nichts dagegen unternommen, wird die Lese- und Rechtschreibschwäche auch im Erwachsenenalter präsent sein.

Die Therapien sind sehr individuell auf das jeweilige Kind zugeschnitten und setzen an dem Punkt an, an dem das Kind in seiner Lernentwicklung hängengeblieben ist. Eine Gruppentherapie ist daher ebenso wenig zielführend wie die klassische Nachhilfe, da das strukturlose Pauken (wiederholtes Schreiben von Wörtern samt Verbesserung) nicht die eigentliche Schwäche in ihrem Kern bekämpft. Selbst wenn das Kind lernwillig ist und eifrig übt, wird der Erfolg ausbleiben und Frustration die Folge sein.

Therapieauswahl

Da die Legasthenie-Therapie in Österreich nicht berufsrechtlich geschützt ist, kann jede/r eine solche Therapie anbieten; es ist daher bei der Auswahl Vorsicht geboten. Die Therapie sollte Eltern und auch die Schule gleichermaßen einbeziehen und laufend beratend zur Seite stehen.

Wichtig ist vor allem, das Kind nicht nur für etwaige Erfolge, sondern bereits für seinen Einsatz und seine Lernwilligkeit zu belohnen. Es braucht sehr viel Geduld und Konsequenz, ohne aber Druck auf das Kind auszuüben. Auch im Gespräch mit der Schulleitung und den Lehrkräften sollte im Vorfeld abgeklärt werden, ob es eines Tests auf Legasthenie bedarf und in weiterer Folge, ob im Rahmen der Schule Möglichkeiten der Förderung bestehen und wie diese geplant werden können.


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